Ist die noch gut, oder kann sie weg?


Der kontrollierte Zellturnover in unserem Körper

Einmal bitte alles entfernen, was wir nicht mehr brauchen oder nicht mehr gut für uns ist. Das Ausmisten und Aussortieren ist eher etwas für die Minimalisten, allen anderen fällt das oft schwer. Wir sammeln über die Zeit Dinge an und die Entscheidung, wovon wir uns trennen möchten, ist nicht immer leicht. Es treibt uns die Frage um, woran hänge ich und was brauche ich vielleicht doch noch? Das scheint schwierig und kräftezehrend, deshalb machen es die meisten Menschen auch nicht gerne.

Wie gut, dass unser Körper sich um alles kümmert und das für uns ganz selbstständig und regelmäßig macht. Mit Apoptose, dem Programm der Selbstvernichtung der Zelle als Überlebensschutz. Der Begriff Apoptose stammt aus dem Griechischen, bedeutet „ab“ (apo) und „fallen“ (ptosis) und bezeichnete ursprünglich das Abfallen der Blätter im Herbst. In der Wissenschaft beschreibt der Begriff den (selbst)induzierten, organisierten und sorgfältig überwachten Zelltod von eukaryotischen Zellen.

Überleben durch Zelltod

Was auf den ersten Blick paradox klingt, ist in Wirklichkeit eine sehr alte und wirksame Strategie, um uns gesund und am Leben zu erhalten. Denn überflüssig gewordene, infizierte, transformierte oder verletzte Zellen müssen eliminiert werden und das möglichst schnell. In jeder Zelle existieren daher auch für das Sterben der Zelle feststehende und genetisch definierte intrazelluläre Signalwege. Die Aufgabe, potenziell gefährliche Zellen rechtzeitig zu entfernen, wird von einer komplexen Maschinerie, dem programmierten Zelltod, übernommen. Eine Form des programmierten Zelltods ist die Apoptose. Sie ist durch die Erhaltung der Zellmembranen charakterisiert, sodass die Zelle sich nicht einfach auflöst, sondern ganz ordentlich in kleine Pakete, ‚Blebs‘ genannt, abschnürt. Dies erlaubt benachbarten Zellen mit phagozytierender Aktivität, die Zelltrümmer durch ‚Aufessen‘ zu beseitigen, sodass – im Gegensatz zur Nekrose – keine Entzündung auftritt. Pro Tag kommt es so zum Absterben von ungefähr 80 Milliarden Körperzellen bei erwachsenen Menschen durch die Apoptose. Die gleiche Anzahl an Zellen entsteht dabei neu. Auf diese Weise werden die Zellen des menschlichen Organismus das ganze Leben lang mehrfach ausgetauscht.

Apoptose und die Entstehung neuen Lebens

Apoptose spielt auch bei der Entwicklung des menschlichen Embryos eine wichtige Rolle. Es handelt sich dabei um einen essenziellen Prozess während der embryonalen Entwicklung, um geordnete und präzise strukturelle Veränderungen und Organbildungen zu ermöglichen. Einer der bekanntesten Prozesse, bei dem Apoptose eine Schlüsselrolle spielt, ist die Bildung von Fingern und Zehen. Während der frühen Entwicklung sind die Hände und Füße des menschlichen Embryos noch mit Gewebe aufgefüllt und bilden Paddel ähnlich Entenfüßen. Apoptose führt zur Entfernung dieses Gewebes, wodurch sich erst die einzelnen Finger und Zehen herausbilden. Auch für die richtige Formung und Funktion von Organen ist Apoptose unter anderem wichtig. So trägt sie im Gehirn dazu bei, überschüssige Neuronen zu entfernen und Synapsen zu modifizieren, was für die richtige Entwicklung und Funktion des Nervensystems essenziell ist. Dazu kommen die Bildung von Körperhöhlen und die Entwicklung unseres Immunsystems – überall ist Apoptose unverzichtbar. Sie ist ein fundamentaler Prozess in der Embryonalentwicklung aller Tiere und damit auch des Menschen, der sicherstellt, dass sich die Zellen und Gewebe des Embryos korrekt und funktionell entwickeln.

Apoptose ist tierisch gut

Auch bei einem anderen Prozess der tierischen Entwicklung spielt die Apoptose eine entscheidende Rolle: der Metamorphose von Kaulquappen zu adulten Amphibien. Das auffälligste Merkmal dieser Metamorphose ist die Reduktion und letztliche Eliminierung des Kaulquappenschwanzes. Dies geschieht hauptsächlich durch Apoptose, wobei die Schwanzzellen gezielt abgebaut werden, um Platz für neue Strukturen des erwachsenen Frosches zu schaffen. Außerdem verändern sich auch andere Gewebe und Organe. Zellen in der Haut, den Kiemen und dem Darm, die spezifisch für das Leben im Wasser sind, sterben durch Apoptose ab und werden durch neue Zell- und Gewebetypen ersetzt, wie beispielsweise Lungen, die besser an das Leben an Land angepasst sind.

Ebenso für das Leben bestens ausgestattet, sind seit über 145 Jahren unsere Kunden, denen wir bei Carl ROTH konsequent zur Seite stehen mit Expertise und dem gewissen Etwas.

Quellen:
https://www.definition-online.de/apoptose/#:~:text=Pro%20Tag%20kommt%20es%20zum%20Absterben
https://www.uniklinik-duesseldorf.de/fileadmin/Fuer-Patienten-und-Besucher/Kliniken-Zentren-Institute/Institute/Zentralinstitut_fuer_Klinische_Chemie_und_Laboratoriumsdiagnostik/Lehre/Wahlpflichtk/Geronto/Literatur/WPK_Geronto_Apoptose_L.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Apoptose

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