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13. Februar 2019
Wohl kaum ein anderes Glasgerät steht so sinnbildlich für die Arbeit im Labor wie der Erlenmeyerkolben. Seine Form mit dem flachen Boden und dem sich nach oben verjüngenden Hals ist unverwechselbar. Häufig wird der Erlenmeyerkolben daher als Symbol oder Logo benutzt, um allgemein Wissenschaft darzustellen – selbst wenn dieses Gerät dabei gar nicht unbedingt benutzt wird.
Sein Namensgeber und Entwickler, der deutsche Chemiker Emil Erlenmeyer (1825–1909) arbeitete eng mit Wissenschaftlern zusammen, die ebenfalls für ihre Laborgeräte bekannt sind. Erlenmeyer wurde nämlich bei Justus von Liebig promoviert (nach dem der Liebig-Kühler benannt ist) und habilitierte sich später bei Robert Bunsen (dem Entwickler des Bunsen-Brenners).
Ein Glasgefäß als Multitalent
Seitdem der Erlenmeyerkolben im Jahr 1860 entwickelt wurde, ist er zu einem der am häufigsten verwendeten Geräte im Laboralltag geworden. Denn er vereint viele Vorteile von Rundkolben und Becherglas. Zudem gibt es ihn in verschiedenen Ausführungen, sodass er besonders vielseitig eingesetzt werden kann.
Hauptsächlich dienen Erlenmeyerkolben zum Vermischen von Flüssigkeiten und Lösungen. Durch den engen Hals und die konische Form lässt sich der Inhalt stark schwenken und schütteln – ohne die Gefahr, dass etwas sofort herausspritzt. Die früher verwendeten Bechergläser sind dazu nämlich nur bedingt geeignet. Der flache Boden des Erlenmeyerkolbens erlaubt es gleichzeitig, ihn abzustellen. Bei einem Rundkolben, der ebenfalls gut zum Durchmischen geeignet ist, geht das nur mit Hilfsmitteln, wie etwa einem Stativ oder Korkring.
Schwenken, mischen, rühren, saugen
Um Feststoffe hineinzugeben oder um Flüssigkeiten zu verdampfen, eignet sich die weithalsige Form des Erlenmeyerkolbens besonders gut. Solche Weithals-Erlenmeyerkolben wurden früher als Maulaffen bezeichnet. Möglicherweise hat dieser kuriose Name etwas mit dem niederdeutschen „Muul apen“ („Maul offen“) zu tun.
Die Variante mit engem Hals und Normschliff lässt sich gut verschließen. Sie wird daher wird häufig verwendet, um Flüssigkeiten aufzubewahren. Entwickelt wurde diese Variante jedoch ursprünglich, um den Gehalt an ungesättigen Fettsäuren in Ölen und Fetten zu bestimmen – die sogenannte Iodzahl. Daher stammt auch der Name dieser Variante: Iodzahlkolben.
Auch die Saugflasche, die zum Filtrieren von Suspensionen dient, geht auf den Erlenmeyerkolben zurück. Wegen der dicken Wandung und mithilfe des Schlauchanschlusses kann hier bequem Unterdruck angelegt werden, was die Filtration deutlich beschleunigt.
Erlenmeyerkolben dienen aber nicht nur zum Vermischen oder Erhitzen von Flüssigkeiten. In der Mikrobiologie lassen sich darin aerobe Bakterien hervorragend kultivieren. Hierfür werden die Kolben mit der Kulturlösung befüllt und auf Schüttelmaschinen gestellt. Dadurch bleibt die Lösung ständig in Bewegung und wird gut mit Sauerstoff versorgt. Zu diesem Zweck gibt es auch spezielle Erlenmeyerkolben mit eingebauten Schikanen. Die Glasvorsprünge im Inneren des Kolbens sorgen für zusätzliche Durchmischung.
Steve Jobs sagte einmal „Design ist nicht nur, wie etwas aussieht. Design ist auch, wie etwas funktioniert“. Vielleicht ist diese Erkenntnis das Geheimnis für den Erfolg des Erlenmeyerkolbens. Mit seiner simplen, aber ungemein effektiven Form ist es wohl kein Wunder, dass er zu einem Symbol für Laborarbeit und Wissenschaft wurde.
Über den Autor:
Marco Körner ist promovierter Chemiker. Seit 2015 schreibt er auf dem Blog “Der Chemische Reporter” über die Chemie im Alltag und in der Forschung.
Blog: www.chemreporter.de Twitter: @chemreporter Facebook: facebook.com/chemreporter
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