Mikro-LC: Die grüne Alternative zur HPLC
24. November 2020
Die erste Hürde des Trennens ist die richtige Unterscheidung
Im übertragenen Sinne hat sich der Bibelspruch „die Spreu vom Weizen trennen“ etabliert. Damit ist gemeint, das Gute vom Schlechten, das Verwertbare vom Nutzlosen zu trennen. Aber welchen Stellenwert hat das Sprichwort heute in den Zeiten des Cherry Pickings? Und wie genau unterscheiden wir gut von schlecht?
Bei der Chromatographie trennen sich Stoffe aufgrund unterschiedlicher Wechselwirkungen zwischen Löslichkeit und Adsorption ihrer Komponenten auf. Doch was hat die Chromatographie mit dem historischen Spruch von Weizen und Spreu zu tun? Zeit, genauer hinzuschauen.
Starten wir einen kurzen Exkurs zurück zur Bedeutung der Redensart: Nach der Ernte muss die Spreu vom Weizen getrennt werden, denn aus den Weizenkörnern wird später Mehl gemacht. Spreu ist der Teil der Pflanze, der nicht essbar ist. Früher wurde der Weizen per Hand gedroschen, heute machen das modernste Maschinen.
Die Argumentationstheorie hat das Beispiel aus der Natur angewendet und bezeichnet das „Cherry Picking“, deutsch Rosinenpicken, als eine Theorie, bei der nur Beispiele oder Beweisführungen angebracht werden, die der eigenen Argumentation dienen und bereits Erfahrenes und Angenommenes unterstützen. Andere Informationen, die gegen die eigene Argumentation sprechen, werden oft nicht wahrgenommen oder sogar bewusst vernachlässigt.
Im Folgenden das Rosinenpicken einmal an einem Beispiel veranschaulicht: Gibt es einen Klimawandel? Was wir sicher wissen ist, es gibt dazu zwei Lager. Zweifler dementieren mit einzelnen Informationsfragmenten den offensichtlichen Klimawandel. Eine mögliche Strategie ist es, ihre Datenauswahl auf bestimmte Regionen zu beschränken und dabei die Weitsicht auf den Gesamtkontext zu verlieren. Dabei wird häufig ein bestimmter Temperaturverlauf eines einzelnen Ortes gezeigt, in welchem die Temperaturen in früheren Zeiten heißer gewesen seien als zur heutigen Zeit. Natürlich war es an manchen Orten wärmer, an vielen anderen jedoch um einiges kälter. Andere sind vom Wandel des Klimas überzeugt und sehen für unseren Planeten drastische und unumkehrbare Folgen.
Doch wie unterscheiden wir jetzt gut von schlecht, wie von falsch oder richtig? Wissenschaftlich gesehen ist es wichtig, immer alle zur Verfügung stehenden Daten zu bewerten, diese zu skalieren und so zu einem richtigen Urteil zu kommen. Was bei Spreu und Weizen noch ganz einfach war, ist aufgrund unseres Zugangs zu einer unglaublichen Vielfalt und Qualität der Quellen gar nicht möglich. Fundierte Wissenschaft und Forschung sind deshalb wichtiger denn je.
Und wer selbst gerne in den Tiefen des World Wide Web forscht, dem hilft eine wissenschaftliche Grundhaltung bei der Trennung der Informationen auf jeden Fall weiter. Denn Forschung ist dem allgemeinen Interesse verpflichtet und hat eine soziale Verantwortung. Es ist immer wieder die Absicht der Forschung, die Ziele und den Nutzen zu reflektieren. Sie muss ethisch verantwortungsvoll und frei sein. So kann jeder bei der Suche nach der Wahrheit die Spreu vom Weizen trennen.
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