Dynamit und Frieden


Der Nobelpreis und seine Geschichte

Der 10. Dezember steht ganz im Zeichen der Wissenschaft – und das nur, weil der sehr wohlhabende und kinderlose Erfinder des Dynamits 1895 in seinem Testament verfügt hat, dass ein Großteil seines Reichtums in eine ganz spezielle Stiftung fließen soll. Von wem hier die Rede ist und warum seither Forscher und Erfinder weltweit jeden Herbst auf einen ganz speziellen Anruf warten, verraten wir hier in diesem Artikel!

Wer hat’s erfunden?

Als Alfred Nobel 1833 das Licht der Welt in Stockholm erblickte, war klar, dass er die besten Voraussetzungen hatte – denn der Vater, ein Ingenieur, ermöglichte seinem Sohn eine elitäre Ausbildung bei Privatlehrern und ungezählte Auslandsaufenthalte. Aber eines erweckte 1859 ganz besonderes Interesse beim jungen Alfred: Sprengstoff! Er machte es sich zum Ziel, die Wucht des Nitroglyzerins kontrolliert zu nutzen, um die Sprengtechnik zu verfeinern. Das gelang ihm 1867 tatsächlich, indem er Nitroglyzerin in Kieselgur aufsaugte – und siehe da: Das Dynamit war geboren! Er ließ es direkt patentieren und wurde damit sehr, sehr reich.

Als Nobel 1876 Bertha von Suttner kennenlernte – eine österreichische Schriftstellerin und bekennende Pazifistin – animierte sie ihn dazu, doch einen Friedenspreis zu sponsern. Im Zuge dessen kam ihm die Idee, das Ganze etwas größer aufzuziehen. Es sollte nicht nur einen einmaligen Friedenspreis geben, er wollte, dass regelmäßig Preise verliehen werden. Da er keine Kinder hatte, gab es keine Erben und über Kapital verfügte er genug. Als er am 10. Dezember 1896 an einer Gehirnblutung im italienischen San Remo starb, war die Überraschung und Enttäuschung für seine Verwandten groß: Sie erhielten lediglich das, was ihnen zustand, nicht mehr. Seine Stiftung hingegen profitierte – und er hatte einen durchdachten Plan, was mit seinem Geld passieren sollte. 

Die Zinsen aus dem Stiftungskapital sollen diejenigen erhalten, die „im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben“ – bezogen auf die Fachgebiete Chemie, Medizin, Physik und Literatur. Aber nicht nur die Forschung wollte Alfred Nobel ehren, sondern auch denen etwas zurückgeben, die „am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ haben. Der Nobel-Preis war geboren! Seit 1901 wird er an Nobels Todestag verliehen. Im Jahr 1969 kam noch der sogenannte Wirtschaftsnobelpreis hinzu, der eigentlich gar kein ‚Nobel’preis im eigentlichen Sinne ist und mit vollem Namen ‚Preis der Schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft in Erinnerung an Alfred Nobel‘ heißt. Und den ganzen Herbst über warten Forscherinnen und Forscher auf den Anruf aus Skandinavien, um zu hören, ob sie nominiert wurden.

Wer vergibt den Preis?

Man könnte nun annehmen, dass die Nobel-Stiftung auch bestimmt, wer den begehrten Preis gewinnt. Tut sie aber nicht. Die Nobel-Stiftung ist in erster Linie dazu da, das hinterlassene Geld so zu verwalten, dass der Nobelpreis auch in Zukunft jährlich verliehen werden kann und dass diejenigen Institutionen, welche die Entscheidungsgewalt innehaben, unabhängig arbeiten können. Insgesamt wählen vier Komitees die Gewinner aus. Diese sind die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften (Chemie, Physik, Wirtschaftswissenschaften), die Nobelversammlung des Karolinska Instituts (Physiologie oder Medizin), die Schwedische Akademie (Literatur) und für den Friedensnobelpreis das Komitee des norwegischen Parlaments. Übrigens können auch Institutionen den Preis erhalten, allerdings wurde 1968 ein Statut erlassen, das besagt, dass es nur maximal drei Preisträger pro Fachrichtung geben darf.

Aber was gibt es eigentlich zu gewinnen? Wer denkt, dass es hier nur eine Medaille gibt, irrt! Die gibt es zwar auch, aber sie wird zusammen mit einer Urkunde und einem stattlichen Preisgeld überreicht, welches pro Kategorie momentan bei zehn Millionen Schwedischen Kronen liegt – das sind umgerechnet etwa 914.000 Euro (Stand Oktober 2022.) Wofür die bisherigen Nobelpreisträger ihr Geld ver(sch)wendet haben? Lesen Sie mal…

Wohin fließen die Preisgelder? Von Stiftungen und Yachten

Als Barack Obama 2009 den Friedensnobelpreis erhielt, spendete er das Preisgeld für wohltätige Zwecke. Swetlana Alexijewitsch, die 2015 den Literaturnobelpreis erhielt, finanzierte sich mit dem Geld das Schreiben ihrer nächsten Bücher. Der Biochemiker und Medizin-Nobelpreisträger von 1999, Günter Blobel, stiftete sein Preisgeld für den Wiederaufbau der Dresdner Synagoge und der Frauenkirche. Aber nicht alle Gewinnerinnen und Gewinner agierten so selbstlos. Paul Nurse (Medizin 2001) beispielsweise kaufte sich vom Preisgeld unter anderem ein schnelles Motorrad. Franco Modigliani (Wirtschaftswissenschaft 1985) investierte in eine Yacht. Also, in eine Yacht, die noch größer war als die, die er schon hatte. Ernest Hemingway (Literatur 1954) war zunächst gar nicht begeistert über den Nobelpreis und wollte sogar absagen. Als er hörte, wie hoch das Preisgeld war, änderte er seine Meinung aber ziemlich schnell. Wofür der Autor von Der alte Mann und das Meer es ausgab, weiß man allerdings nicht.

Bei Louis Ignarro (Medizin 1998) hingegen ist es bekannt! Er selbst sorgte dafür, dass jeder sah, wohin sein Preisgeld floss: Er kaufte sich einen Sportwagen. Dreimal dürfen Sie raten, was auf dem Nummernschild stand … ganz genau: „Nobel“. Ganz übel getroffen hat es Robert Lucas (Wirtschaftswissenschaft 1995). Er war nicht sehr glücklich mit seiner Frau, sie hingegen wollte nicht in die Scheidung einwilligen. Also versprach er ihr im Gegenzug, dass sie die Hälfte des Preisgeldes bekäme, wenn er in den nächsten sieben Jahre den Nobelpreis gewinnen würde. Das war 1988. In den letzten Wochen des siebten Jahres, im Herbst, klingelte bei Lucas das Telefon – und er wurde eine halbe Million reicher. Die andere Hälfte bekam seine Ex-Frau.

Es gibt aber noch einen weiteren Mehrwert, weit über den Preis und das damit verbundene Preisgeld hinaus: Einmal im Jahr wird weltweit der Focus aller interessierten Menschen auf ganz unterschiedliche Bereiche der Wissenschaft gelenkt. Fakultätsübergreifend gibt es Neues zu entdecken, entstehen neue Netzwerke. Und für uns anderen bleibt es in jedem Jahr ein besonderer Tag, voll respektvollem Staunen vor der Leistung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt.

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