Warum verfärben sich die Blätter im Herbst?
22. September 2017
Lange Wege für den Kautschuk – bisher.
Autoreifen, Dichtungsringe, Kondome und Latexmatratzen. Sie alle haben eine zentrale Gemeinsamkeit: Sie werden aus Kautschuk hergestellt. Über 27 Millionen Tonnen Kautschuk werden jährlich weltweit produziert und verarbeitet. Zu den wichtigsten Produzentenländern gehören Thailand, Indonesien, Malaysia und Vietnam. Hauptgrund hierfür ist, dass der Kautschukbaum nur in den Tropen wächst und daher nur dort gewonnen werden kann. Ein beträchtlicher Anteil des gewonnenen Kautschuks wird exportiert und von den Importländern weiterverarbeitet. Neben hohen Importkosten und den mit dem Import verbundenen Umweltbelastungen, die der Transport des Kautschuks mit sich bringt, beansprucht der Anbau des Naturkautschuks die Umwelt auch durch die Nutzflächen der Plantagen gravierend. Denn aufgrund der steigenden Nachfrage des Materials und einer sehr späten Ernte nach sieben bis 20 Jahren sind viele weitläufige Plantagen notwendig. Das hat die Rodung von Regenwäldern in den Hauptproduzentenländern Südost-Asiens zur Folge und stellt damit eine enorme Bedrohung des weltweiten Klimas dar. Forschende haben sich daher intensiv mit dem Material beschäftigt, um Lösungen zu finden, mit denen umweltfreundlich Kautschuk gewonnen werden kann. Und sind dadurch auf den Russischen Löwenzahn gestoßen – Taraxacum koksaghyz.
Aus der Vergessenheit auferstanden
Ganz neu war diese Idee allerdings nicht – sie lag bis dato jedoch auf Eis. Vor fast 100 Jahren hat sie tatsächlich kein anderer als Josef Stalin initiiert. Denn in der damaligen Sowjetunion gab es alles – bis auf Kautschuk. Um sich von umkämpften Kautschukplantagen unabhängig zu machen, beauftragte er Botaniker, die eine Alternative zum Kautschukbaum finden sollten. Im Tian-Shan-Gebirge im heutigen Kasachstan fanden die Forschenden schließlich den Russischen Löwenzahn und nahmen die Forschung auf. Aufgrund des damaligen Stands der Technik war diese jedoch nicht erfolgreich. Die Arbeit, den Kautschuk aus der Pflanze zu gewinnen, war sehr zeitintensiv und die Ergebnisse ließen zu wünschen übrig. Denn durch fehlende Technologie konnte der Löwenzahn nicht so optimiert werden, dass die Mengen, die gewonnen werden konnten, sich lohnten. Die Forschungsarbeiten wurden beendet und die Idee geriet in Vergessenheit.
Weißes Gold
Mit dem Aufschwung der Klimabewegung wurde die Idee des Kautschuks aus Löwenzahn wieder hervorgeholt und man widmete sich wieder der Forschung. Da sich der Russische Löwenzahn von unserem heimischen optisch nicht stark unterscheidet, wurde zu Beginn der Forschung irrtümlich mit dem hier heimischen Löwenzahn geforscht. Nachdem der Fehler aufgrund magerer Ergebnisse erkannt wurde, nahm die Forschung Fahrt auf. Hier erkannte man auch den großen Unterschied zwischen den beiden Pflanzen: Der in der Wurzel enthaltene Milchsaft zieht beim Russischen Löwenzahn bereits beim Verreiben zwischen den Fingern Fäden. In diesem Weißen Gold, wie Expertinnen und Experten den Milchsaft nennen, ist Latex enthalten, woraus sich letztendlich das Kautschuk gewinnen lässt.
Die Zukunft ist grün – oder gelb?
Durch innovative Forschung und moderner Analytik ist es Forschenden nun gelungen, ertragreiche und widerstandsfähige Pflanzen zu züchten. Dank eines neuen Verfahrens kann Kautschuk aus den Wurzeln des Russischen Löwenzahns zudem umweltfreundlich gewonnen werden, sodass diese Alternative für die zukünftige Kautschukproduktion von hohem Wert ist. Und so zukünftig ist diese Technologie gar nicht: Der Reifenhersteller Continental führt in seinem Sortiment bereits Fahrradreifen aus dem Löwenzahn-Gummi. Für die Serienproduktion von Auto- und Lkw-Reifen muss dieses Verfahren jedoch noch weiter ausgebaut werden, da die Ausbeute bisher noch nicht an die von Kautschuk-Plantagen heranreicht. Forschende sind jedoch zuversichtlich, dass diese Innovation durchaus großes Potential hat und einen Beitrag zur Verbesserung unserer Klima- und Umweltprobleme leisten kann.
Wir von Carl ROTH sehen innovative Forschung zu umweltfreundlichen Alternativen als essenziell für die Zukunft unseres Planeten. Daher unterstützen wir umweltfreundliche Projekte und schaffen Bewusstsein für wichtige Themen, die uns alle betreffen.
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Blogartikel „ROTH denkt grün.“
Quellen:
https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/nachhaltiger-kautschuk-aus-loewenzahn
https://www.rajapack.de/verpackungsnews/kautschuk
https://www.chemie.de/lexikon/Kautschuk.html
https://www.deutschlandfunk.de/tolle-idee-was-wurde-daraus-kautschuk-aus-loewenzahn-100.html