Wie wir in unseren Laboren nachhaltiger arbeiten können
1. September 2022
Die unschuldige Lederindustrie
Die Welt der Mode und des Designs ist geprägt von den unterschiedlichsten Stoffen und Materialien. Doch gerade auch die Modebranche ist mit einem fragwürdigen Umgang mit Nachhaltigkeit und Tierschutz behaftet. Insbesondere die Verwendung von Leder steht häufig im Kontrast zu den Prinzipien der Nachhaltigkeit und des Tierschutzes. Und dennoch ist der Einsatz von Leder nach wie vor sehr gängig bei der Herstellung von Kleidungsstücken oder Accessoires wie Schuhen, Gürtel und Taschen. Die weit verbreitete Annahme, Leder sei lediglich ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie, ist falsch. Tatsächlich macht die Ledergewinnung die Schlachtung der Tiere noch profitabler, wodurch sie eine hohe Umweltbelastung darstellt. Höchste Zeit also umzudenken und Alternativen für dieses doch sehr geschätzte Produkt zu finden. Und hier kommt die Ananas ins Spiel – oder besser gesagt, ihre Blätter!
Lasset unsere (Schuh-)Träume wahr werden
Angetrieben von der Vision einer umweltschonenden und nachhaltigen Leder-Alternative, stießen Forschende auf die Fasern der Ananasblätter. Diese werden extrahiert, gewaschen, getrocknet, entbastet und von Klebstoffen befreit. Durch Verfilzen der daraus resultierenden Cellulosefasern und dem Hinzugeben einer 20%igen Beimischung von PLA (Polymilchsäure), einem aus Maisstärke gewonnenen Biokunststoff, entsteht das strapazierfähige Material Piñatex. Zum Abschluss wird Piñatex mit sehr geringen Mengen eines Harzes auf Erdölbasis beschichtet. Heraus kommt ein äußerst reißfestes, atmungsaktives und wasserabweisendes Material, das optisch und haptisch Wildleder gleicht – optimal also geeignet, um alle Handtaschen- und Schuhträume zu erfüllen!
Aus Abfall mach Leder
Ein großer Vorteil von Piñatex liegt in seinem nachhaltigen Produktionsprozess. Die Ananasindustrie produziert weltweit jährlich 40.000 Tonnen Abfallblätter, die normalerweise verrotten oder verbrannt werden. Durch die Nutzung dieser Blätter wird nicht nur ein wertvolles Ressourcenpotenzial genutzt, sondern auch der CO₂-Ausstoß reduziert, da weniger Abfälle verbrannt werden.
Für einen Quadratmeter Piñatex-Material, werden etwa 480 Blätter benötigt, was etwa dem Abfall von 16 Ananasstauden entspricht. Im Vergleich zur traditionellen Lederproduktion ist kein zusätzliches Wasser, keine Pestizide oder Düngemittel erforderlich, wodurch das Material eine umweltfreundliche Option darstellt, die dennoch die gewünschte Lederästhetik bietet.
Suche, wo du es nicht erwartest
Materialien wie Piñatex zeigen, dass nachhaltige Materialien aus unerwarteten Quellen gewonnen werden können. Der Ansatz, Abfallprodukte zu nutzen und daraus hochwertige Materialien herzustellen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die Modeindustrie und auch weitere Branchen nachhaltiger zu gestalten. Durch Innovation und Kreativität entstehen so Inspirationen für alternative Lösungen. Mit weiteren Forschungen und Investitionen in nachhaltige Materialien könnten wir eine Zukunft sehen, in der die Nutzung von umweltschädlichen Materialien nicht mehr notwendig ist.
Wir von ROTH glauben an diese Zukunft und setzen uns für nachhaltige Projekte ein, um ein Bewusstsein für diese wichtigen Themen zu schaffen.
Mehr Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit finden Sie in unseren Blogartikeln der Kategorie „ROTH denkt grün“.
Quellen:
https://www.globalcitizen.org/de/content/sustainable-vegan-leather-made-from-pineapples/#:~:text=Das%20Unternehmen%20%22Ananas%20Anam%22%20aus,Zaubermaterial%20trägt%20den%20Namen%20Piñatex.
https://www.veganblatt.com/ananasleder-vegan
https://www.peta-schweiz.ch/veganleben/veganes-leder/#ananasleder
https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/leder-tierleid-und-umweltverschmutzung