Vom Streusalz und den Alternativen
11. Januar 2018
Heute ist der Tag des Lächelns, wie jedes Jahr wird er am 6. Oktober gefeiert. Gehuldigt wird damit Harvey Ball, einem amerikanischen Werbegrafiker, der durch die Erfindung des Smileys berühmt wurde. Wir widmen uns aber heute einem deutschen Erfinder: Dr. Ottomar Heinsius von Mayenburg, der aus verschiedenen Erfindungen anderer ein neues Produkt machte und damit weltberühmt wurde.
Produkte zur Zahngesundheit gab es seit Menschengedenken, doch erst mit zunehmenden medizinischen Kenntnissen und einem regelrechten Hygieneboom ab dem 19. Jahrhundert kam man dem Stand heutiger Produkte näher. Bis dahin waren Zahnreinigungsmittel pulverförmig, die erste Paste entstand 1850 in den USA. Sie wurde hauptsächlich in Dosen vertrieben, was sie aber schnell eintrocknen ließ. Darum wurde die Zahnpaste ab 1876 in Tuben abgefüllt, allerdings erfolgte die Abfüllung noch von Hand.
Auch in Deutschland wurde fleißig mit Zahnhygienemitteln experimentiert. Von Mayenburg mischte 1907 auf dem Dachboden seiner Löwenapotheke in Dresden eine spezielle Zahncreme aus Zahnpulver, Mundwasser und ätherischen Ölen und füllte diese in Metalltuben. Als stolzer Tüftler verkaufte er das Ergebnis kurzerhand als seine eigene Erfindung und hatte von Anfang an großen Erfolg bei den Kunden. Schon 1909 verlegte er die wachsende Produktion und fertigte von nun an maschinell. Seine Zahncreme wurde unter dem Namen „Chlorodont“ vertrieben, die meisten Zutaten stellten seine nach der Apotheke benannten „Leo-Werke“ selbst her – bis zum Pfefferminzöl von eigenen Pfefferminzplantagen. Auf der Internationalen Hygieneausstellung in Dresden 1911 erhielt die Zahnpaste eine Goldmedaille. 1917 beschäftigte das Unternehmen 60 Laboranten, in den 20er Jahren gab es bereits über 1.000 Beschäftigte in 20 Filialen, nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Wien, Paris, Amsterdam, Barcelona, Lissabon, Athen, Stockholm, Moskau, Chicago, Buenos Aires und sogar Hongkong. Von Mayenburgs „Tuben-Schließ-und-Füllmaschine“ galt damals als die größte in Europa, die Tagesproduktion lag selbst in der Inflationszeit bei 150.000 Tuben und war damit die größte europäische Zahncremeherstellung.
Dieser Erfolg kam nicht zuletzt daher, dass von Mayenburg nicht nur ein guter Erfinder war, sondern auch etwas von Werbung verstand. Eine eigene Werbeabteilung etablierte die Marke Chlorodont, indem sie die so genannte »Leo-Kante«, eine umrahmende grün-blaue Linie, bei den Produkten einsetzte. Die Abteilung entwickelte eine eigene Bildsprache, die in Anzeigen, Plakaten und in Schriftzügen auf Bussen, Straßenbahnen und sogar eigenen Lieferfahrzeugen verwendet wurde, man sah die Marke Chlorodont überall. Der französische Maler Henri Dumont entwarf das bekannteste Werbemotiv der Firma: die „Chlorodont-Frau“.
Bemerkenswert war außerdem die überaus soziale Einstellung von Mayenburgs als Arbeitgeber. Auf seinem Firmengelände gab es einen Sanitätsraum, Pausen- und Waschräume, Schuster, Schneider und einen eigenen Sportplatz. Die Mitarbeiter konnten sich über ein betriebseigenes Ferienheim im Erzgebirge und frische Blumen in den Arbeitsräumen freuen und bekamen sogar Weihnachtsgeld. So viel Engagement bringt uns dann auch wieder zum Lächeln – dem Thema des heutigen Tages.