Das Standby-Programm für die Zelle


Unbekannte Helden in unseren Körperzellen

Stress – ein allgegenwärtiger Begleiter in unserem täglichen Leben. Ob bei Prüfungen, beim Jonglieren von Aufgaben im Büro oder im hektischen Straßenverkehr – wir stehen oft vor Situationen, die uns unter Druck setzen. Doch wie gehen wir damit um? Die Antwort liegt oft in unserer eigenen Resilienz, der Fähigkeit, aus stressigen Situationen ohne bleibende Schäden hervorzugehen.

Ähnlich wie wir Menschen sind auch unsere Zellen täglich Stressfaktoren ausgesetzt. Hitze, Kälte, Krankheitserreger, Gifte, Austrocknung – sie alle setzen unsere Zellen unter Druck. Doch wie bewältigen sie diese Belastungen? Hier kommt ein faszinierender Mechanismus ins Spiel: die Stressgranula. Diese winzigen Organellen spielen eine entscheidende Rolle, indem sie den Zellen helfen, sich an Stress anzupassen und widrige Bedingungen zu überstehen.

Auch hierbei ist Resilienz der Schlüsselbegriff: Unsere Zellen meistern den Stress, ohne großen Schaden zu nehmen, denn sie können sich aktiv der Situation anpassen.

Überleben unter Druck

Die Körperzellen von Tieren und Pflanzen, aber auch von einigen einzelligen Organismen wie z.B. Hefe, nennt man „eukaryotische Zellen“, weil sie einen echten (altgriechisch eu) Zellkern (karyon) haben. Diese Zellen haben mit den Stressgranula einen genialen Überlebensmechanismus entwickelt.

Unter Stress schalten die Zellen quasi auf Sparflamme: Sie fahren die Zellaktivität herunter, drosseln die Produktion und Reparatur ihrer Proteine und verpacken die wichtigsten Moleküle – die mRNA – in rundliche Körnchen mit einer flexiblen, schützenden Hüllschicht. Wenn die Stresssituation überstanden ist, werden diese Granula wieder aufgelöst, die Moleküle werden freigesetzt und der Zellstoffwechsel wird wieder auf „normal“ hochgefahren.

Unbekannte Helden

Stellen wir uns diese Stressgranula als kleine Helden innerhalb unserer Zellen vor – wenn der Druck steigt, werden sie zusammengebaut und helfen dabei, die Zellproteine zu organisieren, die mRNA zu schützen und so die Zelle widerstandsfähig zu machen. Ohne sie wäre es für unsere Zellen kaum möglich, in einer Welt zu überleben, in der sie immer wieder massivem Stress ausgesetzt sind.

Die Stressgranula wurden vor über 100 Millionen Jahren von der Natur „erfunden“, möglicherweise ist der Mechanismus sogar über 2 Milliarden Jahre alt, denn das ist die Zeit, in der die ersten vielzelligen Organismen entstanden. Aber ohne diese geniale Erfindung hätte es hochwahrscheinlich keine mehrzelligen komplexen Organismen wie uns Menschen geben können.

Ausblicke

Die Erforschung von Stressgranula verspricht faszinierende Einblicke in die Widerstandsfähigkeit zellulärer Systeme. Dieses neu gewonnene Wissen ist nicht nur höchst spannend, sondern könnte zukünftig bei der Entwicklung neuer Therapien und Medikamente eine zentrale Rolle spielen. Die Dynamik und Funktionsweise von Stressgranula zu verstehen, weitet uns den Blick für die zellulären Mechanismen, belastende Situationen zu überstehen – und vielleicht lernen wir dabei auch ein bisschen was für unser Leben.

Eine vielversprechende Reise

Unter dem Motto „Chemistry Inside“ tauchen wir in diesem Jahr in verschiedene Themen ein, die die Welt der Chemie und Biologie im Inneren unseres Körpers beleuchten. Wir freuen uns darauf, im Laufe des Jahres weitere spannende Fakten, Stoffe oder Prozesse zu teilen. Sie können also gespannt bleiben, was Sie noch erwarten wird!

Quellen:

https://blaetterkatalog.carlroth.com/CARL_2302_DE/

https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/den-gemeinsamen-nenner-finden.html

https://www.mpg.de/18334020/aschenputtel-der-chemischen-biologie

https://www.biomol.com/de/blog/detail/sCategory/205/blogArticle/252

https://de.wikipedia.org/wiki/Vielzeller

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