Bakterien, Viren & Co: Putzen wir uns krank?
26. März 2019
Umweltgifte haben sich unglücklicherweise durch menschliches Handeln über den gesamten Planeten verteilt. Bakterien, die ausgerechnet auf Mülldeponien in Japan, Frankreich und Indien entdeckt wurden, sollen jetzt dabei helfen, das Problem zu beseitigen.
Unter dem Begriff „Umweltgifte“ verstehen wir Substanzen, die hauptsächlich durch menschliches Zutun entstehen. Bei der Herstellung von Chemikalien lässt sich beispielsweise oftmals nur ein kleiner Teil des Endproduktes für den eigentlichen Zweck verwenden. Die Nebenprodukte sind dagegen nicht zu gebrauchen. Der CO2-Ausstoß des Automobilverkehrs sowie Erzeugnisse der Industrie, Wirtschaft und Landwirtschaft belasten ebenfalls den Menschen und seine Umwelt.
Es gibt zahlreiche gravierende Beispiele für den Einsatz von Umweltgiften, die in der Menschheitsgeschichte zu tragischen Auswirkungen geführt haben:
Gesundheitsschädliche Stoffe im Alltag und sogar Umweltgifte in der Wohnung sind mittlerweile fast zur Regel geworden. TIEM Integrierte Umweltüberwachung fand in einer Studie heraus, dass es innerhalb Deutschlands wahrscheinlich keine Standorte mehr ohne Pestizide mehr gibt. Der vom Straßenverkehr verursachte Feinstaub und die Industrie leisten ebenfalls einen nicht unerheblichen Beitrag zur voranschreitenden Schädigung durch Umweltgifte.
Umweltgifte haben sich also schon längst fein säuberlich über den gesamten Planeten verteilt. Die Aufnahmewege der Gifte sind vielfältig: CO2 und Stickoxide gelangen über die Atemwege in die Lunge, Pestizide und Chemikalien geraten ins Grundwasser und in unsere Nahrungsmittel. Sogar in Plastik- und Kosmetikprodukten enthaltene Umweltgifte wie Phthalate können die Nieren, die Leber und die Hoden angreifen. Umweltgifte wie Blei, Chrom und Quecksilber können katastrophale Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Die potenziellen Folgen reichen von Krebs über Unfruchtbarkeit bis hin zu Schädigungen des zentralen Nervensystems. In diesem Kontext sollten Grenzwerte bestenfalls mit Skepsis betrachtet werden, da schon geringe Mengen dieser Umweltgifte extrem schädliche Folgen nach sich ziehen können.
Glücklicherweise liefert die Forschung den einen oder anderen Hoffnungsschimmer bei der Bekämpfung von Umweltgiften, und dafür sind Forscher sich auch nicht zu schade, im Müll zu wühlen. Entdeckt haben sie dabei die drei Bakterienstämme Sphingobium indicum, Sphingobium japanicum und Sphingobium francense, die aus Indien, Japan und Frankreich stammen. Diese sind beispielsweise in der Lage, das Pestizid Lindan und seine Nebenprodukte zu verdauen. Ein großer Erfolg, der Wissenschaftler der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und zweier indischer Institute dazu verleitete, den indischen Bakterienstamm genetisch zu verändern. Das Ergebnis: Ein Enzym, das das Schadstoffmolekül HCH zerlegt und die ungefährlichen Einzelteile wieder freisetzt, um sich um das nächste Molekül zu kümmern. Weitere Modifikationen sorgten dafür, dass man sich mithilfe des Enzyms auch das größere HBCD-Molekül vorknüpfen konnte. Die Wissenschaft ist aber noch längst nicht bereit für die Herstellung von Entgiftungsmittel, mit dem sich die Welt gezielt von Umweltgiften befreien lässt. Dennoch ist ein erster wichtiger Schritt in Richtung passgenauer Bekämpfung von Umweltgiften und einer besseren Zukunft getan.