Schimmelspürhunde – dem Schimmel auf der Spur
7. September 2022
Unsere Wälder, viel mehr als nur Entspannung.
Ein Waldspaziergang bedeutet für viele Menschen Entspannung und Abschalten. Doch er kann so viel mehr sein als das: Forschende entdecken immer mehr positive Auswirkungen, die ein Ausflug ins Grüne auf Körper und Psyche hat. Ob das Senken des Blutdrucks und der Herzfrequenz, Stärken des Immunsystems oder auch Reduzieren des Stresspegels – ein Spaziergang durch den Wald tut uns allen gut und sollte öfters mal eingeplant werden. Was jedoch, wenn das bald nicht mehr möglich ist? Die Entwaldung unseres Planeten schreitet in erschreckender Geschwindigkeit voran. Haupttreiber für die Abholzung der Wälder ist dabei die Nahrungsmittelproduktion. Aber in vielen Regionen der Erde trägt auch die Nachfrage nach Rohstoffen wie Holz zur Walddegradierung und Entwaldung maßgeblich bei. Mit dem Zerfall der Wälder entgeht uns aber nicht nur die Möglichkeit von Waldspaziergängen. Wir brauchen unsere Wälder zur Lebenserhaltung. Sie bieten einen wichtigen Lebensraum für Mensch, Flora und Fauna, und sie sind auch wichtige Kohlestoffsenken. Jährlich nehmen die tropischen Regenwälder bis zu 1,8 Gigatonnen Kohlenstoff auf, während die Waldzerstörung fast dreimal so viel freisetzt. Höchste Zeit also, unsere Wälder zu schützen und Alternativen zu finden, die die Entwaldung unseres Planeten reduzieren.
Augen öffnen bringt Veränderungen.
Gesagt, getan. Wenn auch vorerst in kleinen Dimensionen. Während eines Auslandsaufenthalts in Ecuador wurde Gabe Tavas, damals noch ein Designstudent der University of Illinois, auf die enorme Abholzung in Lateinamerika aufmerksam. Und entschied daraufhin, seine Designprojekte mehr lösungsorientiert und nachhaltig anzugehen. Im Rahmen eines Designwettbewerbs forschte er schließlich nach Alternativen für Holz. Holz besteht im Wesentlichen aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin. Dabei ist Zellulose für die Struktur verantwortlich und dient als Gerüst, während Hemicellulose wie eine Füllmasse eingelagert ist, Druckkräfte aufnimmt und Flexibilität verleiht, wie man sie von Blumenstängeln kennt. Das Lignin wiederum versteift das flexible Gerüst und bewirkt die eigentliche Verholzung eines Baumstammes. Zellulose wird aber nicht nur von Bäumen und Pflanzen gebildet, sondern wird auch von einigen Bakterien produziert. Bei seinen Forschungen entdeckte Tavas, dass bakterielle Zellulose der Zellulose in Baumholz sehr ähnlich ist. Weil die Hemizellulose und das Lignin fehlen, kann sie aber in viel reinerer Form gewonnen werden. Dieses Prinzip der bakteriellen Zelluloseerzeugung machte sich der Student zunutze und entwickelte etwas mit enormem Potenzial.
Von der Umwelt in die Umwelt.
Um möglichst nachhaltig zu agieren, wird bei der Gewinnung der bakteriellen Zellulose auf Nebenprodukte der Getränkeherstellung zurückgegriffen. Beim Kombucha-Brauen entstehen gelartige Zelluloseschichten als Abfallprodukt, die sich optimal hierfür eignen. ‚Kombucha‘ ist nämlich kein Pilz, wie oft gedacht, sondern eine Mischung aus einigen Hefearten und Essigsäurebakterien, die Zellulose herstellen können. Diese Zellulosegele werden mit Agar-Agar-Gelen geschichtet, deren Rohstoff Agar-Agar aus Algen gewonnen wird. Diese Agar-Agar-Gele ersetzen das Lignin und dienen als Bindemittel. Nach Entwässerung der Mischung wird sie unter einer mechanischen Presse geglättet. Heraus kommt eine Platte aus Kunstholz, die anschließend weiterverarbeitet werden kann. Und da sich das Kunstholz weitgehend genauso verhält wie echtes Holz, kann es auch genauso verarbeitet werden. Es ist also kein minderwertiger Ersatz, sondern eine echte Alternative. Mit dieser Methode, ein Holzimitat herzustellen, gewann Gale Tavas 2021 den James-Dyson-Preis und bewies damit, dass Design auch nachhaltig sein kann. Und wenn das Kunstholz nicht mehr gebraucht wird, kann es aufgrund seines biologisch abbaubaren Materials ganz einfach in die Umwelt zurückgeführt werden.
Die Zukunft unserer Wälder?
Die Produktion des Holzimitats kann derzeit die Mengen an Bauholz, die weltweit benötigt werden noch nicht ersetzen. Da dieses neue Material allerdings verschiedene Holzarten imitieren kann, ist diese Methode besonders interessant für die Ersetzung exotischer Holzarten bei kleineren Produktionsmengen. Besonders Ebenholz oder Mahagoni sind stark nachgefragte Hölzer, die jedoch auch dringend geschützt werden müssen. Derzeit widmet sich Tavas ausgefallenen Holzprodukten wie Schmuckstücken – und bietet somit eine kleine Innovation für jeden, die dabei auch noch gut aussieht!
Weil wir von Carl ROTH der Meinung sind, dass unser Planet geschützt werden muss, setzen wir uns ein für eine nachhaltige Zukunft. Mit unseren green smart materials und Produkten, die zu nachhaltigen Alternativen beitragen, schaffen wir Lösungen für grünere Labore. Wir sind davon überzeugt, dass wir weiter an zukunftsweisenden und umweltfreundlichen Methoden arbeiten müssen, damit sich unser Planet weiter erholen kann und wir auch in Zukunft Spaziergänge durch den Wald unternehmen können.
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Blog „ROTH denkt grün.“
Quellen:
https://www.haute-innovation.com/magazin/nachhaltigkeit/holz-aus-kombucha/
https://www.wissenschaft-x.com/wood-alternative-made-from-kombucha-brewing-waste
https://decor.design/de/holz-aus-kombucha/
https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/waldvernichtung/fronten-der-entwaldung
https://www.jamesdysonaward.org/en-US/2021/project/pyrus/